Ein Drittel der Firmenchefs im Land im Alter von über 60 Jahren haben keine klaren Übergabeperspektiven
Mehr als 8000 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern stehen kurz vor dem Aus, sollten sich nicht bald Nachfolger für die Geschäftsführung finden. Das geht aus einer Studie der Bürgschaftsbank MV hervor. Demnach haben rund ein Drittel der Unternehmer im Alter von über 60 Jahren noch keine klaren Übergabeperspektiven.
Schuld an der Situation sei unter anderem der demografische Wandel, sagt Knut Jahnke von der Koordinierungsstelle „Unternehmensnachfolger in MV“: „Hier spiegelt sich der aktuelle Fachkräftemangel wider.“ In MV sowie in anderen östlichen Bundesländern werde der Effekt 25 Jahre nach der Wiedervereinigung dadurch verstärkt, dass die damalige Aufbruchs- und Gründergeneration nun in großer Zahl in Ruhestand geht. Auf 2,7 abzugebende Firmen gebe es maximal einen Bewerber, so Jahnke. Von dem Gelingen des Generationswechsels hingen jedoch nicht nur viele Arbeitsplätze, sondern auch die Wirtschaftskraft MVs ab.
Die meisten Geschäftsführer würden zudem erst viel zu spät nach einem Nachfolger suchen, heißt es in der Studie weiter. „Als eines der drängendsten Probleme sehen wir die Zeit, die ein geordneter Nachfolgeprozess benötigt“, sagt Jahnke. Drei bis fünf Jahre dauere eine Übergabe in der Regel. „Unternehmen müssen schnellstmöglich Regelungen treffen, wie es weitergeht, wenn dem Geschäftsführer etwas zustößt.“
Die Koordinierungsstelle „Unternehmensnachfolger in MV“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, künftig Übergeber und Nachfolger zusammen zu bringen. Sie wurde Ende vergangenen Jahres von der Bürgschaftsbank in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer, den Handwerkskammern und dem Wirtschaftsministerium MV ins Leben gerufen. Genaue Handlungsempfehlungen werden derzeit noch entwickelt.
„Man muss schon viel früher an die Sache rangehen“, sagt Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg. Schüler in MV wüssten gar nicht, wie die wirtschaftliche Situation im Land aussehe. „In der Schule sollte man bereits lehren, wie man sich als potenzieller Unternehmer entfaltet.“ Nur so könne man Akzeptanz für diese Arbeit schaffen. Doch auch dann gebe es nicht genug Fachkräfte und potentielle Existenzgründer im Land, sagt Haasch: „Wir müssen in größeren Dimensionen denken und den Fokus zukünftig auf die Gesamtregion legen“.