Ein Angebot des medienhaus nord

Tausend besondere Gäste Helfer des Wünschewagens mit Freikarten beim Spiel des FC Hansa Rostock

Von Dörte Rahming | 05.12.2021, 14:28 Uhr

Hansa Rostock verschenkte Eintrittskarten an Ehrenamtler und Menschen, die in der Pandemie Großes leisten. Drei Helfer vom ASB-Wünschewagen waren im Ostseestadion dabei.

Traurige Leere herrscht am Sonnabend im weiten Oval des Ostseestadions: Kurzfristig waren nur 1000 Zuschauer zugelassen. Hansa Rostock sah keine Chance, bereits verkaufte Karten für das Heimspiel gegen den FC Ingolstadt gerecht zu verteilen. Aber es wurde eine Lösung gefunden, die viel Anerkennung hervorrief: Der Verein verschenkte die Karten an Berufsgruppen, die gerade in der Pandemie Großes leisten, an Ehrenamtler und auch an Menschen, die sonst nur selten die Gelegenheit haben, Fußball live zu erleben.

„Alle meinten, das ist die beste Lösung in dieser schlechten Situation“, sagt Pressesprecherin Marit Scholz. „Keiner der Dauerkarten-Inhaber oder Sponsoren hat etwas zurückgefordert. Das macht eben Hansa aus.“ Der Verein fragte bei Projekten an, die er ohnehin schon lange unterstützt, etwa beim Wohltat e.V., außerdem in Kliniken, im Hospiz oder bei Feuerwehren.

Sonnabend. Grauer Himmel, Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt, aber die Stimmung ist fröhlich:

Die Zuschauer verteilen sich auf der Westtribüne des Ostseestadions – allesamt geimpft oder genesen und zusätzlich getestet. Feuerwehrleute sitzen neben Pflegekräften, ehrenamtliche Trainer anderer Vereine und ihre Mannschaften neben Kindern aus Wohngruppen. Auch Rocco, Vivien und Henry haben sich warm angezogen und fiebern mit. Die drei haben schon oft den „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) begleitet, empfinden Freude, todkranken Menschen einen Wunsch zu erfüllen und auch ein Halt für die Angehörigen zu sein.

Mehr Informationen:

Helfen auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, letzte Wünsche zu erfüllen.Spendenkonto:ASB-Landesverband MV e.V.Bank für SozialwirtschaftIBAN: DE82 1002 0500 0001 4951 00BIC: BFSWDE33BERStichwort „Weihnachtsaktion Wünschewagen“ASB-LV Brandenburg e.V.Bank für SozialwirtschaftIBAN: DE49 100 20 50 0000 3545 401BIC: BFSWDE33BERStichwort „Weihnachtsaktion Wünschewagen“Benötigen Sie eine Spendenquittung, schreiben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse in die Zeilen für den Verwendungszweck.

Doch heute sind sie ganz privat hier. Henry kennt das Stadion nur aus einer früheren Tätigkeit als Ersthelfer. „Aber so gefällt’s mir besser“, meint der Krankenpfleger. Rocco und Vivien als langjährige Hansafans kommen regelmäßig hierher. Für Vivien, die als medizinische Fachangestellte arbeitet, hat Hansa nicht nur mit Fußball zu tun: „Das ist auch Familie, Zusammenhalt, Leidenschaft.“

Sie hat sogar mal ein Jahr lang in der Hansa-Inklusionsmannschaft mitgespielt und weiß selbst, wie wichtig es auf dem Feld ist, ein Publikum hinter sich zu haben.

Ehrenamtler vom Wünschewagen fiebern mit

Die tausend Besucher versuchen, wenigstens ein bisschen Stimmung zu machen. Die meisten können die Hansa-Hymne vor dem Anpfiff textsicher mitsingen. Später werden gute Spielzüge mit Klatschen begleitet, Fehlpässe lautstark kritisiert – alles wie immer also, nur leiser. „Wir brauchen drei Punkte“, meint Rocco, der als Berufskraftfahrer auf Europas Straßen unterwegs war und jetzt für den ASB als Ehrenamtler den „Wünschewagen“ fährt. Er tippt auf ein 2:0.

Mehr zum Thema:

Die erste Halbzeit verleitet die Zuschauer jedoch kaum zu Jubelstürmen, das Tor der Ingolstädter löst Enttäuschung aus. Doch gleich nach Wiederanpfiff: der Ausgleich! Die zweite Hälfte zieht sich etwas in die Länge, erst in der Nachspielzeit kommt wieder Spannung auf: Der Schiedsrichter spricht Ingolstadt einen Elfmeter zu, muss die Entscheidung nach Video-Analyse jedoch zurücknehmen – Erleichterung bei den Hansa-Anhängern.

Weiterlesen: 1:1 – Der FC Hansa Rostock verpasst erneut den Heimsieg

Nur wenige Sekunden später dieselbe Situation auf der anderen Seite, doch auch hier folgt kein Strafstoß. Der Schlusspfiff bestätigt das Unentschieden. „Reicht nicht“, urteilt Rocco. „Besser ein Punkt als keiner“, meint Henry. „Aber drei wären natürlich besser gewesen“, findet Vivien. Alle hoffen auf das nächste Heimspiel am 14. Januar – dann vielleicht wieder mit mehr Zuschauern.

Und wenn die drei Ehrenamtler sich das nächste Mal begegnen, werden sie wieder das Logo des Wünschewagens auf der Jacke haben und todkranken Menschen einen vielleicht letzten wirklich schönen Tag bereiten.

Mehr Informationen:

TEASER-FOTO: