Im Fall einer verschwundenen 67-Jährigen aus Priborn hoffen Ermittler auf neue Hinweise durch „Aktenzeichen XY... ungelöst“
Das ZDF-Kriminalmagazin „Aktenzeichen XY…ungelöst“ ist ein Dauerbrenner im deutschen Fernsehen. Bis zu fünf Millionen Zuschauer schalten ein, wenn in der Sendung Entführungen, Mord und andere Kapitalverbrechen nachgestellt werden und Ermittler die Bevölkerung zur Mithilfe aufrufen. Auf die Reichweite und das Interesse an der Sendung setzen auch die Kripo-Beamten der Mordkommission im Polizeipräsidium Neubrandenburg, um in einem mysteriösen Vermisstenfall aus Mecklenburg-Vorpommern voranzukommen. Morgen soll bei „Aktenzeichen XY…ungelöst“ der Fall von Gerda Wiese aus Priborn (Mecklenburgische Seenplatte) gezeigt werden.
Die ehemalige Lehrerin verschwand spurlos unter merkwürdigen Umständen bereits im Dezember vergangenen Jahres, vermutlich bei einem Spaziergang. Die Ermittler haben bis heute keine heiße Spur, was der Frau zugestoßen ist. Von der ZDF-Sendung erhoffen sich die Ermittler nun neue Hinweise.
„Wir setzen auf die bundesweite Ausstrahlung. Es gibt Zeugen, die sich auch nach längerer Zeit noch an Details erinnern können“, teilte eine Polizeisprecherin aus Neubrandenburg mit. In der Sendung werde auch der stellvertretende Leiter der Mordkommission auftreten.
Die damals 67 Jahre alte Gerda Wiese hatte ihre Kinder am Adventssonntag, dem 5. Dezember, zu sich nach Hause in Priborn zum Essen eingeladen. Doch als die Verwandten eintrafen, war die Gastgeberin verschwunden. Der Weihnachtsbraten lag zum Auftauen in der Spüle. Von Gerda Wiese fehlte jede Spur. Da die Rentnerin als äußerst zuverlässig galt, wurde sie von den Angehörigen umgehend als vermisst gemeldet. Die Polizei schloss bereits wenige Tage nach ihrem Verschwinden ein Tötungsverbrechen nicht aus und gründete eine Sonderermittlungsgruppe. Der einzige Anhaltspunkt der Ermittler: Gerda Wiese war vermutlich zum Nordic-Walking in ein nahe gelegenes Waldstück aufgebrochen. Um die Frau aufzuspüren, startete die Polizei eine der größten Suchaktionen im Land.
Hunderte Beamte durchkämmten die Wiesen und Wälder um Priborn, Spürhunde und Taucher wurden eingesetzt. Ein Hubschrauber mit Wärmebildkameras überflog das Gelände. Kripobeamte befragten die Anwohner und Bekannten der Vermissten. Ohne Erfolg. Nach drei Wochen wurden die intensiven Suchmaßnahmen eingestellt. „Es tut uns sehr leid. Wir haben fast jeden Stein umgedreht“, sagte eine Polizeisprecherin damals. Aber man wisse nicht mehr, wo man noch nach der Frau suchen könnte.
Das Schicksal der Rentnerin aus Priborn ist also nach wie vor ungeklärt. Acht Aktenordner füllt der Fall in den Regalen der Neubrandenburger Mordkommission. Die Polizei hat trotz erfolgloser Suche mehrfach versichert, dass der Fall nicht geschlossen sei. Mit der Ausstrahlung in der Kriminalsendung zeigt sie nun, dass sie es auch fast ein Jahr später mit ihrem Versprechen ernst meint. Vielleicht erhalten die Ermittler am 16. November den entscheidenden Hinweis.
Der Fall Gerda Wiese |
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5./6. Dezember 2015Die 67 Jahre alte Gerda Wiese aus Priborn ist spurlos verschwunden und wird von Angehörigen als vermisst gemeldet. Die Polizei leitet noch am Sonntag eine groß angelegte Suchaktion ein. 9. Dezember 2015Wegen der rätselhaften Umstände hält die Polizei ein Tötungsverbrechen für möglich und gründet eine Sonderermittlungsgruppe. Etwa 40 Kripobeamte sind im Einsatz und beleuchten das Umfeld der Vermissten. 170 Beamte und Feuerwehrleute suchen weiter nach der Rentnerin. 15. Dezember 2015Selbst erfahrene Ermittler sprechen von einem „mysteriösen Fall“. Die Bereitschaftspolizei schickt Spezialtaucher nach Priborn. Die Froschmänner suchen Wasserlöcher, Teiche und Gräben ab. Auch Spürhunde kommen zum Einsatz. Die Ermittler befragen Dorfbewohner und Bekannte der Vermissten. 18. Dezember 2015In den Fall kommt Bewegung: Die Polizei haben zwei Tatverdächtige im Visier. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Männer aus dem Dorf ein. Nach der Vernehmung dürfen sie wieder gehen. Der leichte Anfangsverdacht hat sich nicht bestätigt. 23. Dezember 2015Die Polizei hat rund 900 Hektar in und um Priborn abgesucht. „Es tut uns leid. Wir haben keine Anhaltspunkte mehr, wo wir suchen können“, sagt eine Polizeisprecherin. Die Suche wird eingestellt. Februar 2016Der Fall wird in der TV-Sendung „Kripo-Live“ im MDR thematisiert. Darin wird auch eine Entführung der Rentnerin in einem dunklen Auto nachgestellt. Die Staatsanwaltschaft reagiert irritiert: Für einen solchen Ablauf gebe es keine Hinweise, teilt ein Sprecher mit. Die Ermittler hätten weiterhin keine heiße Spur. März 2016Überraschend nimmt die Polizei die Suche nach Gerda Wiese noch einmal auf. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung suchen Rettungskräfte einen See bei Röbel mit Sonar ab. Sie entdecken mehrere Schatten auf dem Grund des Sees, die sich aber als Äste entpuppe |