Hunderte Flugzeuge, die über Wochen durch ganz Europa fliegen: Gut für das Klima ist die Militärübung Air-Defender 2023 nicht. Wie viel CO₂ in die Luft geblasen wird.
Es ist die größte Verlegungsübung der Luftwaffe seit Bestehen der Nato. Etwa 10.000 Teilnehmer, 250 Flugzeuge, elf Tage. Das Mammutmanöver Air-Defender 2023 wird vom 12. bis zum 23. Juni in weiten Teilen Deutschlands für Aufsehen sorgen.
Simuliert werden soll eine Auslösung des Artikel 5 der Nato-Verträge und das Zusammenspiel der einzelnen Mitgliedsländer. Dabei wird auch eine Menge Treibhausgase in die Luft geblasen. Allein ein Einsatz der F-35 bläst Schätzungen zu Folge 28 Tonnen Treibhausgase pro Einsatz in die Luft.
Air-Defender 2023: Deutschland und die USA emittieren die meisten Treibhausgase
Das Bundesverteidigungsministerium rechnet auf Anfrage unserer Redaktion mit insgesamt über 35.987 Tonnen CO₂-Äquivalenten durch die teilnehmenden Luftfahrzeuge. CO₂-Äquivalente messen die Treibhauswirkung eines beliebigen Stoffes oder Stoffgemisches. Dabei entfaltet eine Tonne CO₂-Äquivalent den gleichen Klimaschaden, wie eine Tonne CO₂. Die mit Abstand meisten CO₂-Äquivalente werden dabei, laut Verteidigungsministerium, von den Flugzeugen der US-Airforce (rund 16.103 Tonnen) und der Luftwaffe der Bundeswehr (rund 12.802 Tonnen) emittiert. Mit einigem Abstand folgt die Koninklijke Luchtmacht aus den Niederlanden auf Platz drei (1308,4 Tonnen). Das ist jedoch nicht alles: Erkenntnisse über den CO₂-Ausstoß der restlichen Bestandteile, etwa der beteiligten Bodenfahrzeuge, liegen der Bundesregierung laut einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) nicht vor.
Der durchschnittliche CO₂-Fußabdruck eines Deutschen beträgt laut Umweltministerium 10,8 Tonnen. Demnach wird während der elftägigen Übung so viel CO₂ ausgestoßen, wie 3332 Deutsche, oder die Einwohnerzahl eines größeren Dorfes, im Jahr produziert. Ein Porsche 911 Turbo müsste über 125 Millionen Kilometer, oder 3631 Mal um den Äquator fahren, um diese Menge CO₂ auszustoßen.
Air-Defender schmilzt 15 Fußballfelder in der Arktis
Laut den Berechnungen der Polarforscher Dirk Notz und Julienne Ströye, die sie im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht haben, sorgt jede ausgestoßene Tonne CO₂ für das Abschmelzen von drei Quadratmetern Seeeis in der Arktis. Laut diesem Wert würde Air-Defender 2023 das Abschmelzen von knapp 10,8 Hektar Polareis zur Folge haben. Das entspricht der Fläche von 15 Fußballfeldern.