
Ganzlins Gemeindevertretung hat eine geförderte Machbarkeitsstudie abgelehnt, die die Chance eines erneuten Vernässungsversuches abwägen sollte.
Balzende Moorfrösche, brütende Rothalstaucher, Orchideen… – einst war das Wangeliner Moor Paradies für Pflanzen und Tiere. Aber nein, zumindest mittelfristig wird es kein Projekt geben, das die „Uhr zurückdreht“ und das Paradies von damals wiederherstellt. Ganzlins Gemeindevertreter stellten sich einstimmig gegen die Erstellung einer entsprechenden (geförderten) Machbarkeitsstudie.
„Moore gibt’s genug. Wir brauchen Magerrasenflächen“, hatte Klaus Fengler in der kurzen, vom Tenor her aber ganz klar definierten Diskussion argumentiert. Und dabei an die 90er Jahre erinnert, als bei einem ersten Versuch, das Wangeliner Moor wieder zu vernässen, der Erlenbestand kaputt gegangen war. „Die Machbarkeitsstudie muss mit dem heutigen Tag weg vom Tisch“, so Fengler. Und so kam es auch.
Es waren weniger der abgestorbene Erlenbestand, noch der Magerrasen, der den Ausschlag bei der Abstimmung gegeben hatte. Zum einen gibt es im Dorf Vorbehalte gegen einen erneuten Vernässungsversuch, weil man einen Anstieg des Grundwasserspiegels befürchtet. Andererseits verbraucht Wiedervernässung Flächen. Landwirtschaftliche in diesem Fall, denn im Einzugsbereich des Moores betreiben mehrere Bauern heute Landwirtschaft. Was wird aus ihren Flächen? Was ist mit Entschädigungen? Mit Flächentausch? Fragen, die sich die Gemeindevertreter stellten.
Die Machbarkeitsstudie wäre die Chance gewesen, diese und weitere Fragen zu klären, sagte Udo Steinhäuser, der als ehrenamtlicher Naturschützer zu jenen gehörte, die die Studie und schließlich mit der Landgesellschaft MV als Träger auch ein Projekt auf den Weg bringen wollten. „Aber“, sagt er, „wir müssen die Entscheidung der Gemeindevertretung akzeptieren.“ Moorschutz basiere auf dem Freiwilligkeitsprinzip. Oberstes Gebot sei, dass kein Bauer, kein Nutzer landwirtschaftlicher Flächen beeinträchtigt wird. „Und das heißt, ohne das Ja der Gemeinde wird kein Projekt forciert.“
Bürgermeister Jens Tiemer, der im Vorfeld viele Gespräche mit mittelbar und unmittelbar Betroffenen geführt hatte, resümierte nach der Sitzung nüchtern: „Der Mehrheitsbeschluss ist ein klares Statement der Vertretung. Und wir gehen davon aus, dass er respektiert wird.“
Vielleicht ist Wangelin – was den Moorschutz betrifft – ein gebranntes Kind. In den 1990er Jahren, als der in der Gemeinde ansässige FAL sich besonders aktiv für den Naturschutz einsetzte, etwa auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Retzow mehr als 30000 Bäume pflanzte, war der erste Vernässungsversuch nur bedingt erfolgreich. Verdrängte Vogelarten kehrten zurück. Ja. Das Moor wurde bald auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen. „Aber damals hatte niemand Erfahrung mit solchen Projekten, selbst Behörden nicht“, erinnert sich Udo Steinhäuser. „Der Wasserstand im Moor schwankte stark, weil versäumt wurde, das Wasserrecht festzuschreiben, selten gewordene Vögel und anderes Getier verschwand wieder.“ Von Versäumnissen spricht Steinhäuser nicht. Doch gerade aus der Bauernschaft hatte es damals Misstrauen und Kritik gegeben. „Als es jetzt Signale aus der Gemeinde heraus gab, dass die Bauern gesprächsbereit wären, hatten wir die Hoffnung, dass ein erneuter Versuch möglich und aufgrund heutiger Erfahrungen mehr Erfolg versprechen würde.“
Udo Steinhäuser bedauert, dass die Vertretung die Machbarkeitsstudie ausgeschlagen hat. „Ich denke, mittelfristig ist das Thema für Wangelin damit durch. Doch vielleicht ändern sich Meinungen und Einstellungen irgendwann. Die Frage ist, ob es dann immer noch Gelder für den heute geförderten Moorschutz geben wird?“


