Anlässlich des 200. Geburtstages des niederdeutschen Dichters spendiert die Hansestadt Rostock ein Porträt des Schriftstellers
Brinckmansdorf Seit gestern hat der John-Brinckman-Brunnen am Weißen Kreuz wieder ein Gesicht. Anlässlich des 200. Geburtstages des niederdeutschen Schriftstellers hat die Hansestadt Rostock ein Bronzerelief von Brinckman für den Jugendstil-Brunnen anfertigen lassen. Dieses war bereits in der ursprünglichen Version des Brunnes enthalten. Doch das Original von Paul Wallat wurde 2009 gestohlen. Nun hat Bildhauerin Anne Sewcz ein zeitgenössisch interpretiertes Porträt des Künstlers angefertigt. „Obwohl ich in der Brinckmanstraße gewohnt habe, kannte ich John Brinckman vor diesem Auftrag nicht“, gesteht sie. „Doch dann habe ich mich intensiv mit seiner Person beschäftigt, seine Biografien gelesen, seine Werke studiert. Ich bin glücklich, dass ich die Brinckman-Persönlichkeit kennengelernt habe“, sagt sie weiter.
Der John-Brinckman-Brunnen wurde am 26. Juli 1914 eingeweiht. Anlass des Baus war der 100. Geburtstag des in Rostock geborenen und aufgewachsenen Schriftstellers. Damals stand der Brunnen noch am Schröderplatz. 1935 fand er einen neuen Platz am Vögenteich. Seit 1974 steht er am Weißen Kreuz. Zwischenzeitlich wurde er sogar einmal eingelagert. Besonders auffällig: Der obere Teil des Brunnens ist durch acht farbenfrohe Mosaikfelder verziert. Darauf zu sehen sind Szenen und Figuren aus der Schaffenszeit Brinckmans. „Sein zynisch sarkastisches Werk hat mich gleich begeistert“, erzählt Anne Sewcz. „Nur mit dem Plattdeutschen komme ich noch immer nicht ganz klar“, verrät sie. Das Porträt von Brinckman beruht auf der letzten vorhandenen Fotografie des Dichters. „Ich wollte Brinckman lebensnah erfassen. Ich bewundere ihn sehr, auch dass er neben seiner Tätigkeit als Lehrer die Zeit und Kraft fand fürs Dichten“, sagt Sewcz.
Auch für den Vorsitzenden des Brinckmansdorfer Ortsbeirates, Karl Scheube (SPD), war die Enthüllung des Bronzeporträts am Brinckman-Brunnen ein besonderer Moment. Immerhin trägt Brinckmansdorf den bekannten niederdeutschen Schriftsteller im Namen. „1921 wurde der Stadtteil offiziell gegründet“, erzählt er. „Aus unserer Mitte hat sich eine Interessengemeinschaft Brinckman gegründet, die nicht nur zur Geschichte des Stadtteils forscht, sondern auch zu Brinckman selber“, so Scheube.
John Brinckman wurde am 3. Juli 1814 in Rostock geboren. Er studierte an der Rostocker Universität Jura, Literatur und Philosophie. 1839 veröffentlichte er seine erste eigenständige Publikation „Legende vom Heiligen Damm“. Brinckman verbrachte drei Jahre in Amerika. Als er zurückkehrte, war er als Hauslehrer tätig, später unterrichtete er an der Honoratiorenschule in Goldberg. 1849 wurde er Lehrer in Güstrow. Am 20. September 1870 starb Brinckman im Alter von 56 Jahren. Um sein Schaffen zu honorieren, will die Stadt Güstrow Brinckman am 10. Juli posthum die Ehrenbürgerschaft verleihen.