Autor Stefan Krücken erzählt im Interview über das Leben des Kapitäns Schwandt und seine Beziehung zu Rostock
Das Leben eines Seemanns mit vielen Stürmen auf See und auf Land in einem Buch verpackt: Autor Stefan Krücken liest heute um 20.15 Uhr in der Buchhandlung Hugendubel in der Kröpeliner Straße 41 Passagen aus „Sturmwarnung“. Und er spricht mit Kapitän Jürgen Schwandt vor Ort über Orkane auf See und Rotlichtviertel in Häfen. Im Interview mit NNN-Volontärin Sophie Stange erzählt Krücken vorab, warum das Buch so besonders ist.
Sie touren mit Ihrem Buch durch den Norden – Rostock, Wismar, Lübeck. Wie kam es dazu, dass Rostock die erste Station ist?
Krücken: Es war ehrlich gesagt ein Zufall. Wir hatten Kontakt mit den Buchhandlungen und das hat sich dann so ergeben. Aber der Kapitän freut sich besonders, da er mit Rostock auch ein paar Geschichten verbindet.
Und welche Erlebnisse bringt Kapitän Schwandt mit Rostock in Verbindung?
Er hat eine besondere Beziehung zu Rostock, weil er dort zu DDR-Zeiten oft Schmuggelware hingebracht hat. Er erinnert sich an Volkspolizisten an der Gangway und an sehr, sehr scharfe Kontrollen. Sie haben damals als Matrosen die Heuer aufgestockt, indem sie Schnaps, Zigaretten und schwedische Pornohefte geschmuggelt haben. Ich hab ihn dann gefragt, ob das nicht gefährlich war. Er meinte nur, ach was, es gäbe keinen Hafen, wo ein Schauermann nicht doch was rausbekommt. Das einzige Problem in Rostock war immer, dass sie wenig mit den Devisen anfangen konnten. Was dazu geführt hat, dass sie diese dann direkt vor Ort noch versoffen haben. Er verbindet mit Rostock wohl auch diese Erlebnisse mit den Volkspolizisten und Kopfschmerzen.
Was ist das Besondere an dem Buch Sturmwarnung?
Schwandt. Er ist ein Kind der Trümmer in Hamburg, der dann, weil er es hier nicht mehr aushält und mit seinem Vater, einem Nazi, nicht klar kommt, in die Welt gehen will und diese unglaublichen Reisen und Abenteuer erlebt. Er positioniert sich heute ganz klar gegen AfD, Pegida und so. Das Buch hat viele Facetten und spricht damit sehr viele Leute an.
Wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?
Es ist insgesamt eine Arbeit von zwei Jahren. Wir haben für das Buch zwei längere Seereisen gemacht: einmal von Kiel nach Klaipeda und von Dänemark über die Färöer Inseln nach Island, weil wir ein Fotoshooting auf dem Meer machen wollten. Der Kapitän ist ganz viele Jahre die Hamburg-Chicago-Linie gefahren. Wir haben gesagt, wir wollen das Buch dort fertig machen, wo er viele Stunden seines Lebens verbracht hat – auf dem Nordatlantik. Dort sind wir dann prompt in einen riesen Sturm hineingekommen, was noch mal gut war für das Buch, also für das Erleben, wie das so ist auf dem Nordatlantik in einen Sturm zu geraten. Wir hatten Windstärke 10 und schon acht bis zehn Meter hohe Wellen.
Inwiefern haben Sie als Autor selbst eine Verbindung zur Seefahrt?
Ich war von frühester Kindheit an ganz oft am Meer. Unsere Bücher, mit denen wir den Verlag gestartet haben, waren alles alte Kapitänsgeschichten. Darüber hab ich dann Herrn Schwandt kennengelernt. Das Meer ist für meine Familie und mich auch ein Sehnsuchtsort.
Welche Geschichte würden Sie spontan aus dem Buch herausgreifen und warum?
Das Kapitel heißt die Wiedergeburt. Der Kapitän gerät dort in einen furchtbaren Orkan und schließt schon mit seinem Leben ab. Auf wundersame Weise schafft es das Schiff doch noch durch den Sturm. Es zeigt die Härte der See und, dass es auf dem Meer meist um Leben und Tod geht.
Wenn Sie den Kapitän Schwandt mit drei Worten beschreiben würden, welche wären es?
Er ist liebenswert, humorvoll und tolerant – eben ein Mensch, mit dem man gerne Zeit verbringt. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse und ein ganz, ganz toller Mensch.
Und zu guter Letzt: Warum haben Sie sich gerade für den Titel Sturmwarnung entschieden?
Es geht in dem Buch zum einen um die Stürme auf See und zum anderen stehen wir ja vor stürmischen Zeiten. Der Titel ist doppeldeutig. Er bezieht sich auf die Seefahrt und auf die derzeitige politische Lage.