Zu Beginn noch mit der Schreibmaschine berichtet die 85-jährige Gerichtsreporterin Ise Alm bereits seit 1991 über Prozesse in den Rostocker Gerichten. Wie sich ihre Arbeit seitdem verändert hat, schildert sie zum 70. NNN-Jubiläum.
Mord, Raub und Betrug sind ihr täglich Brot – seit Dezember 1991 ist Ise Alm (Pseudonym) als Gerichtsreporterin für die Norddeutschen Neuesten Nachrichten tätig. Mittlerweile ist sie mit den meisten Richtern und Anwälten in Rostock und Umgebung per Du, erzählt die 85-Jährige. Doch zu Beginn habe ihr Alltag als Gerichtsreporterin noch ganz anders ausgesehen als heutzutage.
„Angefangen hat das alles mit einem Brief von Wolf-Dietrich Gehrke“, erzählt Alm darüber, wie sie 1991 zu den NNN gekommen ist. Der damalige Chefredakteur habe nach der Wende nach einer neuen Gerichtsreporterin gesucht und sei über Bekannte auf Alm aufmerksam geworden. „Ihm hab ich sehr viel zu verdanken.“ Vor der Wende sei sie zwar für zahlreiche Rostocker Betriebszeitungen verantwortlich gewesen. Nach 1989 hätten sich diese jedoch aufgelöst, wodurch Alm arbeitslos wurde.
Von der mechanischen Schreibmaschine zum Computer
„Seitdem ich den Brief bekommen habe, war ich dann als Gerichtsreporterin tätig“, blickt sie zurück. „Mit einer mechanischen Schreibmaschine hab ich damals angefangen. Es hatte ja noch niemand einen Computer oder einen Drucker.“ Beim Schreiben musste sie deshalb auch stets größte Konzentration walten lassen, erinnert sie sich. Über ihre erste elektrische Schreibmaschine habe sie sich sehr gefreut.
Ihre Manuskripte habe sie damals jedoch trotzdem stets zu Fuß in die Rostocker NNN-Redaktion bringen müssen, erzählt Alm – selbst, als sie sich Jahre später ihren ersten Computer zulegte. „Ich konnte den Text dann zwar ausdrucken, hatte aber kein Fax-Gerät zum Weitersenden.“ Erst als das Internet auch in die Privathaushalte vordrang, sei sie schließlich auf das Versenden per E-Mail umgestiegen.
„Aber das hat auch einen riesigen Nachteil. Man ist zwar in sekundenschnelle fertig, aber die Redakteure hab ich dann kaum noch gesehen.“ Mit ihren Kollegen in der Redaktion einen Kaffee zu trinken und ein wenig zu erzählen, sei durch diese Arbeitsweise nicht mehr möglich gewesen.
Persönliche Kontakte zahlen sich aus
Auch ihre Kontakte in den Gerichten habe sie früher viel öfter persönlich besucht, erzählt die Reporterin. Während sie Mitteilungen heute einfach per E-Mail zugeschickt bekommt, musste sie für Informationen damals noch umherfahren und -telefonieren. Für ihr Dasein als Gerichtsreporterin sei das allerdings sehr förderlich gewesen, meint Alm. „Dadurch habe ich Personen kennengelernt, die ich heute noch regelmäßig anrufe.“
Dass sie heutzutage in Ruhe von zu Hause arbeiten kann, hätte aber natürlich auch seine Vorteile. „Wenn ein Beitrag fertig ist, kann ich ihn jetzt einfach abschicken und brauche mich im Grunde nicht mehr darum zu kümmern.“ So könne sie ihre Arbeit als Gerichtsreporterin zumindest noch ein wenig länger fortsetzen. Wann sie ihren Job an den Nagel hängt, wisse sie noch nicht genau. „Dieses Jahr möchte ich eigentlich noch weitermachen.“