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Geschichten von und über Maria Pistor Für mich der schönste Beruf – Geschichten liegen auf der Straße

Von Maria Pistor | 19.02.2023, 06:00 Uhr

Die NNN werden 70 Jahre alt – bereits beim 40. Geburtstag war ich in der Beilage zu sehen. Die NNN waren meine dritte Redaktion, bis heute bin ich da. Ich konnte mir nie einen anderen Beruf vorstellen. Und sage warum.

Wie viele Geschichten ich im Laufe meiner über 30 Jahren bei den NNN geschrieben habe, vermag ich nicht zu sagen – es waren wohl tausende. Auch wenn sich der Journalismus verändert, ich brenne für den spannenden den Beruf wie am Anfang. Mir gefällt es, mit Worten meine Geburtstadt mit zu gestalten. Ich mag es, dass mir täglich etwas einfallen muss.

Mit den Augen Geschichten aufgelesen

Als vierte Macht im Staat habe ich mich nie verstanden. Ich habe meine Gegenüber oft beruhigt, dass ich eine Wald- und Wiesen-Reporterin mit Vorliebe für das Menschliche bin. Die Stadtpolitik habe ich gern denen im NNN-Team überlassen, die darin um Klassen besser waren. Ich habe mit meinen Augen überall Geschichten aufgelesen, an unzähligen Türen geklopft und mir ab 2011 Warnemünde erradelt.

Von 1993 bis 2006 täglich eine Seite „Zwischen Schutow und Lichtenhagen“

16 Jahre habe ich eine Seite mit dem Titel „Zwischen Schutow und Lichtenhagen“ mit Geschichten gefüllt. Als mir diese Areale zugeteilt worden sind, bin ich abends durch die fünf Neubaugebiete gefahren, die zwar nicht neu sind, aber so genannt werden. Beim Blick auf die Plattenbauen habe ich gedacht: So viele Häuser und Fenster, so viele Menschen, so viele Geschichten. Das hat mich beruhigt.

Ich hatte mehrere Jahre die Rubrik „Ganz persönlich“ zu betreuen. Es ging dort um persönliche Geschichten. Einmal habe ich über den 18-jährigen Schüler Torsten Lenz geschrieben, der in meinem Gewölbekeller eine Szene für seinen Film „Buddishm Revolution“ gedreht hat, der im Liwu gezeigt worden ist.

Decke meines privaten Arbeitszimmers sind mit meinen Artikeln tapeziert

Die Decke meines Arbeitszimmers zu Hause sind mit Sonderseiten und Lieblingsgeschichten aus meiner NNN-Zeit tapeziert. Über 50 Jahre Ostseejazz, Könige an Töpfen und Pfannen und vieles mehr.

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Oder meine Geschichten zum Totensonntag, wo besonders beim Verlust von Kindern nicht nur die Eltern beim Erzählen geweint haben, sondern manchmal auch ich.

Die kleine Anne-Katrin habe ich niemals vergessen

Ich habe Aktionen wie „NNNtraumhaft“ betreut, wo ich ideelle Wünsche erfüllt habe. Elefantenritt, das Aufnehmen eines Titels für einen Chors oder ich habe in der Vorweihnachtszeit dem krebskranken Mädchen Anne-Katrin Hamann ermöglicht, Model zu sein. Als sie drei Monate später gestorben ist, hat mich das tief getroffen. Ich habe das tapfere Mädchen und ihre Eltern bis heute nicht vergessen.

Es gab Spannendes wie Pressekonferenz im Löwenkäfig oder Tuchfühlung mit Kamelen, in diesem Beruf ist jeder Tag anders. Ich habe schreiberisch den Bogen vom Lebensbeginn bis zum Tod geschlagen. War – außer bei meinen drei eigenen - bei der Geburt eines anderen Babys dabei, habe über den Tod von Menschen berichtet. Oder für die Rubrik „Ortstermin“ Rostocker Stadtteile vorgestellt.

Einmal habe ich einem Toitenwinkler zu seinem Recht verholfen. Er wurde beschuldigt, einen Farbfernseher gestohlen zu haben. „Wenn ich einen Fernseher stehle, nehme ich doch kein No-Name-Gerät“, wetterte er. Das erschien mir glaubhaft. Später offenbarte sich, dass ein Namensvetter aus der gleichen Straße der Langfinger und er unschuldig war.

Warnemünde war anfangs ein harter Brocken für mich

Seit Anfang der 1990er-Jahre bin bei den NNN. Seit 2011 als Warnemünde-Reporterin. Das war ein harter Brocken, die Warnemünder sind ein spezieller Menschenschlag. Aber ich habe Warnemünde, die Leute und ihre Besonderheiten ins Herz geschlossen.

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Ich mag es, dass Journalisten mit Worten etwas erreichen können. Zweimal haben Menschen nach einer Geschichte von mir 5000 Euro gespendet. Einmal Warnemünderin Edda Düwel, als Geld für den Neptunbrunnen von Thomas Jastram gefehlt hat. Dort habe ich mir mit Spende meinen Namenszug geleistet. Dann bleibt er in Warnemünde, wenn er ab Januar 2024 nicht mehr in den NNN zu lesen ist. 

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