Studenten aus der Hansestadt bereiten sich auf Wettfahrt vom südlichsten zum nördlichsten Punkt der Ostsee vor
Viel Wert auf Privatsphäre dürfen Hauke Sponholz, Jannis Kaminski-Reith und die übrigen sieben Crewmitglieder der „Universitas“ nicht legen, wenn sie in der Mittsommernacht zur Wettfahrt über die Ostsee aufbrechen. Denn dann „leben wir zu neunt auf vielleicht sechs Quadratmetern unter Deck“, sagt Sponholz. „Da muss man sich wirklich mögen.“ Nutzen die Mädels das Plumpsklo in der Ecke, verziehen sich die Jungs aber schon mal nach oben, wo immer vier Leute Wache schieben. Egal ob bei Sonne oder Hagel.
Komfort gibt es auf der Rennyacht Baujahr 1989 generell kaum. Einen Tisch oder Stühle suchen Besucher vergebens. Die Küche besteht aus einer Kochstelle, über die der Topf gehängt wird – so können die Tütennudeln auch bei Wellengang zubereitet werden. Schaukelt es zu sehr, schwappt aber eimerweise Wasser ins Innere. Und dann ist auch diese Kochtechnik nicht mehr sicher. Unter diesen Bedingungen habe sich der Topfinhalt schon einmal über den Laptop gegenüber ergossen, erklärt Sponholz. Den benötigt die Crew für die Wetterdaten und die Navigation, musste in der Folge die alten Papierkarten wieder hervorkramen.
Für den Törn ab dem 21. Juni hofft die Crew auf bessere Bedingungen. Dann gilt es, die Strecke vom südlichsten Punkt der Ostsee – der Wismarschen Bucht – zum nördlichsten Punkt – Töre in der Nähe der finnisch-schwedischen Grenze – möglichst schnell zurückzulegen. Ziel der Starter des Akademischen Segler-Vereins zu Rostock ist es, die knapp 900 Seemeilen in nur acht Tagen zu bewältigen. Die Erfinder der Midsummer Sail benötigten im vergangenen Jahr exakt zehn Tage, neun Stunden, 32 Minuten und 20 Sekunden für die Tour. Anschließend riefen sie den Wettbewerb ins Leben und forderten dazu auf, ihre Zeit zu knacken. Auf den Sieger warten am Ende ein Pokal und 1000 Euro Preisgeld.
„In diesem Jahr wollen es fünf Teams versuchen“, sagt Sponholz, der mit der „Universitas“ schon einiges erlebt hat. Unter anderem war er in stockfinsterer Nacht bei Windstärke 9 und Gewitter während der Regatta Rund Bornholm an Bord. „Da heißt es nur noch aushalten und sicher zurückkommen – das macht nicht mehr richtig Spaß“, so der 26-Jährige. Für das Flaggschiff des Vereins sei maximal Windstärke 7 empfohlen. Jede Menge Durchhaltevermögen und gute Laune seien daher Pflicht. Für ihr Boot sind die Studenten komplett selbst verantwortlich. In seine Pflege müssen sie genauso viel Zeit investieren wie ins Segeln. „Das muss einem Spaß machen, sonst funktioniert es nicht“, erklärt Sponholz. So entwickle sich bei der jungen Crew aber auch ein Bewusstsein dafür, wie viel Arbeit im Boot stecke.
