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Artefakte aus der Steinzeit? Taucher macht in der Ostsee vor Warnemünde einen spannenden Fund

Von Maria Pistor | 18.09.2023, 18:01 Uhr

Seit 23 Jahren taucht der Warnemünder Unternehmer Jens Höptner an Plätzen überall in der Welt und in der Ostsee. Dabei machte er vor einer Woche einen besonderen Fund. Was sich dahinter verbergen könnte.

Wasser ist das Element von Jens Höptner. Er ist Kitesurfer und seit 23 Jahren parallel Taucher. „Weit mehr als 1000 Tauchgänge habe ich absolviert, etliche davon in Afrika“, sagt Höptner. Der Warnemünder setzt sich außerdem bei Sea Shepherd für den Schutz der Artenvielfalt und der marinen Ökosysteme ein. Bei seinen Tauchgängen vor Warnemünde ist er schon auf allerlei gestoßen. Unter anderem auf eine Fliegerbombe und einen Torpedo. Jetzt kam ein neues Fundstück dazu.

Vor einer Woche hat er etwa sechs Kilometer nordwestlich der Westmole in Warnemünde etwas Großes gefunden. Da war er mit Tauchfreund René Lemke unterwegs.

„Ich gehe davon aus, dass der Sturm vor drei Wochen die Überreste freigespült hat“, sagt Höptner. Er war sich nicht sicher, ob die größeren Teile von einem Schiffswrack stammen könnten. Denn in der Nähe des Fundortes ist der Meeresboden von mehreren größeren Holzelementen mit teilweise rechtwinkligen Profilen und glatten Oberflächen überzogen. Höptner will aber nicht spekulieren, sondern das die Experten einschätzen lassen.

Er hat umgehend die Gesellschaft für Schiffsarchäologie, das Schifffahrtsmuseum und das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege über den Fund informiert. Um Tauchtourismus zu vermeiden, hat er die Koordinaten nur dort preisgegeben. Weil die Sicht beim ersten Mal so schlecht war, hat er mit den Experten vereinbart, am vergangenen Sonntag, 17. September, erneut tauchen zu gehen.

„Die Sicht war deutlich besser“, bilanziert er nach dem Tauchgang. Auch wenn die Gesellschaft für Schiffsarchäologie nach der Erzählung eher von Torf ausgeht, will Höptner das nicht glauben. „Wenn man Torf berührt, ist es so, als ob man in Blumenerde fasst, die Fläche des Holzes ist glatt und fest“, sagt er.

Archäologe Jens Auer glaubt nach dem Sichten der zweiten Fotoserie auch nicht mehr an ein Schiffswrack. Der Unterwasserarchäologe ist seit 2018 Dezernent für Bodendenkmale beim Landesamt für Kultur und Denkmalpflege. Er hatte Höptner geraten, einen Zollstock als Maßeinheit neben die markanten Teile zu legen und diese anschließend zu fotografieren.

„Ich denke, die größeren Hölzer könnten aus der Steinzeit stammen, seit der Zeit ist der Meeresspiegel um 35 Meter gestiegen“, sagt Auer. Er will im Oktober einen Tauchgang an der Fundstelle absolvieren und prüfen, ob die Teile zu einer steinzeitlichen Landschaft gehören und ob sich mehr Dinge finden lassen, mit denen man ein Bild der früheren Landschaft und des menschlichen Lebens formen kann.

Dass Höptner seinen Fund gemeldet hat, sei vorbildlich, so Auer. Gleicher Meinung ist auch Martin Siegl von der Gesellschaft für Schiffsarchäologie. Und selbst wenn Siegl nicht an ein Schiffswrack glaubt. „Es ist trotzdem wichtig, solche Funde zu melden“, sagt er. Er erinnert an die Plünderungen aus einem Schleppwrack 2010.

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