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Leser der NNN Was Arvid Schnauer seit mehr als 30 Jahren an seiner Zeitung schätzt

Von Aline Farbacher | 18.02.2023, 06:00 Uhr

Der pensionierte Pastor ist langjähriger Leser der Norddeutschen Neuesten Nachrichten. Warum und wo er die NNN am liebsten liest und was all das mit einer Pyramide zu tun hat.

Mit einem Lächeln schaut Arvid Schnauer auf die hölzernen Heiligen Drei Könige, die sich ruhig im Kreis drehen. „Das ist meine NNN-Pyramide“, sagt er und lacht. Natürlich hat die Handarbeit aus dem Erzgebirge nicht direkt etwas mit den Norddeutschen Neuesten Nachrichten zu tun, aber der 85-Jährige erklärt sogleich den Zusammenhang. Bei einem NNN-Gewinnspiel hatte er 2021 Glück und gewann 1000 Euro, durch die die Finanzierung des Schmuckstückes möglich wurde.

Nun darf die Pyramide sein Wohnzimmer erhellen. Seit den 1990er-Jahren liest Arvid Schnauer die NNN und blickt anlässlich des 70. Jubiläums unserer Tageszeitung zurück.

Zeitung lesen gehört zum Morgenritual

Angefangen die NNN zu lesen, habe er, als die Zeitung „Der Demokrat“ eingestellt wurde – bis 1990 eine Zeitung der CDU in der DDR. „Ich gehe jeden Morgen vor dem Frühstück zum Briefkasten und dann lese ich die NNN und weiß Bescheid“, sagt er heute. Die Möglichkeit digital zu lesen, habe er zwar, doch die Nachrichten auf Papier zu lesen, habe einfach mehr Charme – vorzugsweise bei einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch.

Tatsächlich lese er von vorne nach hinten chronologisch die ganze Zeitung durch. Der pensionierte Pastor hat ein breit aufgestelltes Interessensfeld, eine Rubrik, die er zuerst liest, gibt es nicht, sagt er. Ganz besonders interessiert ihn jedoch die Stadtentwicklung, beispielsweise, was mit dem Kesselbornpark in der Südstadt entsteht, in der er früher als Pastor tätig war.

In seiner Anfangszeit als Leser diskutierte Schnauer mit ehemaligen NNN-Redakteurin „über saubere Recherche auch unter Zeitdruck“ und mahnte eine ausgewogene Berichterstattung an. In letzter Zeit konnte er dahingehend eine deutliche Verbesserung feststellen, „wo sowohl kritische Stimmen zu Themen veröffentlicht wurden als auch die kritisierten Personen selbst zu Wort kamen“. In dieser Richtung wünscht er den NNN weitere Klarheit.

Dass eine ausgewogene Berichterstattung nicht immer möglich war, weiß Arvid Schnauer, der maßgeblich an der Friedlichen Revolution in der DDR in Rostock beteiligt war, so gut wie kaum einer. Diese habe neue Maßstäbe gesetzt. Davor durfte nur geschrieben werden, was der politischen Ideologie entsprach. „Heute veröffentlichen Sie auch die Gegenmeinung, das war früher gar nicht möglich.“ Dadurch sei das geschilderte Leben heute bunter und kein „Einheitsbrei“ mehr, so Schnauer.

Ein Leben für den Frieden und die Gerechtigkeit

Der 85-Jährige war nach seinem Theologiestudium in Rostock erst 12 Jahre lang Pastor in Blankenhagen sowie neun Jahre lang Pastor in der Südstadt und hat ab 1983 gemeinsam mit seiner Frau Jutta, ebenfalls Pastorin, die Evangelisch-Lutherische Ufergemeinde in Groß Klein aufgebaut. Mit Jutta Schnauer war er 61 Jahre lang verheiratet, bis sie im vergangenen November leider verstarb. Mit ihr hat er eine 52-jährige Tochter und einen 51-jährigen Sohn.

Arvid Schnauer war ab 1989 kirchlicher Vertreter im Gerechtigkeitsausschusses der Hansestadt Rostock und ab 1990 für fünf Jahre Vorsitzender desselbigen. „Der sollte Unrecht aus der DDR-Zeit rehabilitieren“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau Jutta betrieb er zu DDR-Zeiten Jugend- und Friedensarbeit, was ihn ins Visier der Staatssicherheit brachte. „38 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) hatte ich, die über mich berichtet haben“, sagt er.

Während der Friedlichen Revolution kennengelernt, hatte er auch den ehemaligen NNN-Redakteur Wolfgang Grahl, der nach der Wende öffentlich in einer Vorlesung vor allen Studenten zugegeben hatte, IM bei der Stasi gewesen zu sein. Dass er das zugegeben hatte, „fand ich ganz klasse und wir sind Freunde geworden“, so Schnauer.

Von 2006 bis 2018 war der heute 85-Jährige Vorsitzender des Agenda 21-Rates der Hansestadt. Über seine Arbeit im Gerechtigkeitsausschuss schrieb er zwei Büchen. Zudem erschien 2019 seine wissenschaftliche Dokumentation „DDR-Unrecht wiedergutmachen - neues Unrecht aufdecken“.

Für seine Aufarbeitung des SED-Unrechts wurde der emeritierte Pastor Arvid Schnauer 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Noch heute kümmert sich Arvid Schnauer um Menschen, die in eine Krisensituation geraten sind, schenkt Aufmerksamkeit und ein offenes Ohr. Regelmäßig ist er freitags von 14 bis 16 Uhr in der offenen Sprechstunde „Zeit zum Gespräch“ anzutreffen.

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