Am 16. Februar 1953 traten die NNN auf die Bühne des Rostocker Geschehens. Bereits zahlreiche runde Jahrestage vergingen seitdem. Doch was stand abseits der Jubiläumstexte und Grußbotschaften in den Geburtstagsausgaben zum runden NNN-Jubiläum? Ein Blick auf die Lokalseiten vergangener Tage.
Es ist das Jahr 1953: Acht Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Kalte Krieg in vollem Gange und die beiden deutschen Staaten feiern ihr vierjähriges Bestehen. Im März stirbt Josef Stalin bei Moskau, und im Juni kommt es in der DDR zum Volksaufstand – außerdem besteigt Elizabeth II. im Sommer den britischen Thron. In Rostock, seit einem Jahr Hauptstadt des nördlichsten DDR-Bezirkes, beginnen die Bauarbeiten zum Wiederaufbau der Langen Straße. Und: Am Montag, 16. Februar 1953, erscheinen erstmals die Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

Damit erhält auch die DDR-Blockpartei National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD) im Bezirk Rostock ihre eigene Parteizeitung – neben dem „Demokrat“ der CDU, der „Norddeutschen Zeitung“ der LDPD und der „Ostsee-Zeitung“ der SED.
Was die Gründer mit den NNN bezwecken wollten
Ganz im Ton der Zeit verkünden die führenden NDPD-Funktionäre der nördlichen DDR in den NNN auf der ersten Seite unter der Überschrift „Für Deutschland und den Frieden“:
„In einer Zeit des verstärkten Kampfes zwischen Fortschritt und Rückschritt treten unsere „Norddeutschen Neuesten Nachrichten“ auf den Plan. Sie wollen Mitstreiter sein um Deutschlands Einheit und den Frieden und helfen, die Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik zu schaffen. Sie stellen sich damit in den Dienst des nationalen Auftrags unserer Partei, die deutsche Frontgeneration des zweiten Weltkrieges für Deutschland und den Frieden zu gewinnen und den deutschen Mittelstand den Weg zu führen, der auch seine Fragen löst und ihn zum Mitgestalter einer besseren Zukunft macht.“
Eisiger zehnter Geburtstag
Fortan erscheinen die NNN täglich in Rostock für die Bezirke Rostock, Neubrandenburg und Schwerin. Bald zeichnen sie sich durch eine eigene Rostocker Lokalseite aus. Darauf zu finden: Theater- und Kinospielzeiten, lokale Nachrichten und Anzeigen von Rostocker Unternehmen. Am zehnten Geburtstag der NNN, dem 16. Februar 1963, herrschte in Deutschland der strengste Winter des 20. Jahrhunderts. Unter dem Titel „Hubschrauber beobachten Eis“, informierte die Lokalseite ihre Leser:

„26 Eisbeobachter sind gegenwärtig entlang der DDR-Ostseeküste eingesetzt und übermitteln zweimal täglich ihre Meldungen an das Küstenschutzamt Warnemünde. Darüber hinaus werden von Hubschraubern aus ständig die Verschiebungen der seewärtigen Eisgrenze kontrolliert. Sämtliche Ostsee-Anliegerstaaten tauschen über Funk täglich Situationsberichte über die Eisbewegung an ihren Küsten aus. Tausende Bürger des Bezirks Rostock haben sich bereit erklärt, bei Hochwassergefahr tatkräftig Hilfe zu leisten. Neben Schaufeln und Hacken liegen 300 500 Sandsäcke bereit. Für die Bürger besonders gefährdeter Gemeinden und Badeorte sind Verhaltungsmaßregeln für Hochwassergefahr ausgegeben worden.“
Geplatzter Pelz zum 20. Geburtstag
Am Freitag, 16. Februar 1973, feierte das Rostocker Blatt seinen 20. Geburtstag. Auf der Lokalseite wurde das mit einem Porträt über eine Zustellerin gewürdigt. In einer Randnotiz wurden Leser jedoch auch über Käuferrechte aufgeklärt. Unter dem Titel „Naht geplatzt“, hieß es:

„In der HO-Filiale „Hermelin“ wurde am 3. Januar ein synthetischer Pelzmantel im Werte von 950 Mark verkauft. Nach einem ersten kurzen Spaziergang mußte die glückliche Besitzerin jedoch mit erschrecken feststellen, daß an verschiedenen Stellen des Mantels die Nähte platzten. In der Verkaufsstelle wurde der Pelzmantel nach längerem Hin und Her zwar zurückgenommen, das Geld wurde der Kundin jedoch zunächst vorenthalten. Damit war die Frau aber gar nicht einverstanden und sie wandte sich an das Informationszentrum für Käuferrechte. Dort bekam sie ihr Recht, der Kaufpreis mußte ihr erstattet werden.“
Ein ignorierter 30. Jahrestag
Gänzlich unauffindbar waren Hinweise auf den 30. NNN-Geburtstag 1983 – den letzten als DDR-Parteizeitung. Dafür wurde jedoch einem Vorbericht über die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung viel Platz auf der Lokalseite eingeräumt. Vor allem sollte es um das Thema Werkfahrgemeinschaften gehen. NNN-Redakteur Wolfgang Grahl leitete den Text beinahe lyrisch ein:
„Die Adern des Lebens tragen täglich tonnenschwere Last. Durch ein verzweigtes Netz im Gütertransport erreichen die in unserer Volkswirtschaft geschaffenen Werte ihren Empfänger, gehen auf die Reise. Schnell, sicher, rationell soll es vor sich gehen. Auch an diesen Bereich sind hohe Erwartungen gestellt, praktikable Überlegungen zu weiterer Effektivitätssteigerung tägliche Forderung. Den Ergebnissen und Aufgaben im Güterverkehr unserer Stadt werden sich die Abgeordneten auf der 23. Tagung der Stadtverordnetenversammlung am 10. März zuwenden(...).“