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Christian Brand beurlaubt FC Hansa Rostock sucht mal wieder einen Trainer

Von André Gericke, Marie Boywitt | 14.05.2017, 20:45 Uhr

Der Rostocker Fußball-Drittligist sucht den 13. Cheftrainer in zehn Jahren. Das sind heiße Kandidaten:

Paukenschlag beim Fußball-Drittligisten FC Hansa: Nach der 1:2-Heimpleite der Rostocker gegen Erfurt haben die Vereinsverantwortlichen Chefcoach Christian Brand mit sofortiger Wirkung beurlaubt.

„Aufgrund der sportlichen Entwicklungen und unterschiedlicher Auffassungen über die strategische sportliche Ausrichtung haben wir uns entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden“, begründet René Schneider, Sportvorstand des FCH, den Schritt. Kurios: Erst im Januar dieses Jahres wurde der Kontrakt des 44-jährigen Trainers eben aus diesen Gründen vorzeitig bis 2019 verlängert. Knapp vier Monate später bei vorzeitig gesichertem Klassenerhalt wird das alles in Frage gestellt. Seit gestern hat Co-Trainer Uwe Ehlers die Leitung der Mannschaft inne. Ein Ligaspiel in Chemnitz und das wichtige Landespokal-Finale stehen noch an.

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Chronologie: Christian Brand in Rostock


Chronologie: Christian Brand in Rostock


7. Dezember 2015: – Amtsantritt mit 18 Punkten auf dem ersten Abstiegsplatz30. April 2016: sichert mit 3:1-Heimerfolg gegen Erfurt am 36. Spieltag den KlassenerhaltSeptember 2016: steht nach 1:3-Heimpleite gegen Lotte in der Kritik (16. Platz/7 Punkte), siegt danach dreimal in FolgeOktober 2016: nach 1:0-Sieg bei Spitzenreiter MSV Duisburg Fünfter (19 Punkte)Dezember 2016: mit 26 Zählern und Tabellenplatz 13 in die WinterpauseAnfang April 2017: Krise nach sieben sieglosen Spielen (fünf Remis) und nur noch Vier-Punkte-Polster auf die AbstiegszoneEnde April 2017: Zehn Punkte aus vier Spielen – vorzeitiger Klassenerhalt13. Mai 2017: Beurlaubung nach der 1:2-Heimniederlage (dritte Pleite in Serie) gegen Erfurt auf Tabellenplatz 14 mit 46 Punkten

Zwei heiße Kandidaten für den Chefposten

Als ein möglicher Brand-Nachfolger wird Pavel Dotchev, ehemaliger Trainer von Erzgebirge Aue, gehandelt. Der 51-Jährige soll die Drittliga-Partien des FCH bei Werder Bremen II, gegen Wehen Wiesbaden sowie bei Holstein Kiel besucht haben. Ins Profil passt der Coach, der mit Paderborn (2005) und Aue (2016) in die 2. Bundesliga aufstieg und sich gut in der 3. Liga auskennt. Dotchev legte sein Amt bei den abstiegsgefährdeten Sachsen im Februar 2017 nieder.

Neben Dotchev ist offenbar auch Karsten Neitzel, Ex-Coach von Holstein Kiel, eine Option für den FC Hansa. Der 49-Jährige wurde im August vergangenen Jahres bei den Störchen freigestellt, nachdem er mit seinem Team nur vier Punkte aus den ersten vier Spielen holte. Allerdings gilt er mit als Vater des aktuellen Aufstiegs der Kieler, da er den Kader in großen Teilen zusammenstellte.

Egal, welcher Coach den FC Hansa auch übernimmt, dieser könnte sich im Prinzip für die neue Saison die Mannschaft selbst zusammenstellen – und etwaige offene Vertragsverhandlungen weiterführen. Immerhin laufen 14 Verträge beim Rostocker Traditionsverein aus.

Steckt somit hinter der Beurlaubung von Brand zu diesem doch etwas ungewöhnlichen Saison-Zeitpunkt weit weniger eine Kurzschlussreaktion, sondern vielmehr Planung?

Personalroulette geht in eine neue Runde

Möglicherweise profitieren Spieler wie Dennis Erdmann oder Aleksandar Stevanovic, die zuletzt auf dem Abschiebegleis standen vom Trainerwechsel. „Wenn Hansa auf mich zu kommt, ist die Chance, dass ich zusage bei 100 Prozent“, macht der 26-jährige Erdmann deutlich, wie sehr sein Herz am Verein hängt. Bei der Kaderplanung für die neue Spielzeit beim FCH stehen die Uhren in jedem Fall wieder auf Null...

Kommentar von Marie Boywitt: Klassenerhalt zu wenig
Kontinuität und eine ruhige Runde spielen – das waren die kommunizierten Ziele des FC Hansa für die aktuelle Saison. Doch für Chefcoach Nummer Zwölf in den vergangenen zehn Jahren hat das nicht gereicht. Christian Brand musste seinen Platz auf der Trainerbank nach dem 1:2 gegen Erfurt räumen – eine Heimpleite, die keine Relevanz mehr hatte. Der Klassenerhalt war drei Spieltage vor Ultimo gesichert. Zuvor musste Hansa nie ernsthaft bangen. Ein Zustand, den es gefühlt seit einer Ewigkeit nicht mehr gab. Doch warum die Trennung zu diesem Zeitpunkt der Saison? Zumal Brand vor knapp vier Monaten noch die sportliche Zukunft des Vereins mitbestimmen sollte und bis 2019 verlängerte. Kontinuität, Ruhe und vor allem auch Professionalität sehen anders aus. Darüber sollte auch der Aufsichtsrat nachdenken, der einstimmig für die Vertragsverlängerung war.